Soja im Ayurveda: Fakten, Mythen und alternative Proteinpakete

Immer mehr Menschen bevorzugen eine Ernährung, die ohne tierische Produkte auskommt. Gerade in der Yoga-Szene gibt es seit vielen Jahren einen Trend in Richtung vegane Ernährung. Im gleichen Atemzug erfreuen sich Soja-Produkte zunehmender Beliebtheit, da sie eine gute und schnelle Alternative zu eiweißhaltigen tierischen Produkten darstellen. Mit dem steigenden Sojaverzehr werden jedoch auch viele kritische Stimmen laut.

Doch was sagt der Ayurveda eigentlich zum Thema Soja? Und was ist überhaupt dran an diesen ganzen Mythen und Behauptungen rund um das Produkt?

Soja im Ayurveda

1. Ist Soja gesund?

Der Ayurveda teilt Lebensmittel nicht nach ihrem Nährwert, Kaloriengehalt und schon gar nicht in gesund oder ungesund ein, sondern nach ihrer Wirkung auf den Organismus. Da jeder Mensch ganz individuelle Bedürfnisse hat und ein und dasselbe Lebensmittel von zwei Menschen unterschiedlich gut vertragen werden kann, kann man aus ayurvedischer Perspektive auch nicht sagen, dass Soja prinzipiell gesund oder ungesund ist.

Soja ist ein Lebensmittel mit einem recht hohen Protein- und Nährstoffgehalt, was es für viele Vegetarier oder Veganer als schnell zu konsumierende Proteinquelle macht. Grundsätzlich ist es jedoch nie empfehlenswert, ein Lebensmittel in Übermaßen zu konsumieren, sondern die Ernährung möglichst abwechslungsreich zu gestalten.

Fertigprodukte und hoch verarbeitete Lebensmittel werden im Ayurveda tendenziell eher abgelehnt. Deswegen zählen auch viele fertige Soja-Produkte eher zur Kategorie Fast-Food und sollten besser durch eine abwechslungsreiche Ernährung mit frisch gekochten Hülsenfrüchten wie Linsencurry, Falafel oder Quinoa-Patties ersetzt werden.

Wir müssen Soja wie jedes Lebensmittel also ein wenig differenzierter betrachten.

2. Soja in der Wissenschaft: Gesund oder gesundheitsschädlich?

In der Wissenschaft gibt es hierzu zahlreiche verschiedene Meinungen. Da leider die meisten Studien mit Tieren durchgeführt werden, stellt sich natürlich die Frage, inwieweit die Ergebnisse auf den Menschen überhaupt übertragen werden können. Auch werden in wissenschaftlichen Untersuchungen meist nicht die Lebensmittel als Ganzes untersucht, sondern nur mit bestimmten Bestandteilen der Sojabohne Versuche durchgeführt. Die Wirkung eines echten Lebensmittels ist natürlich immer eine andere, da alle vorhandenen Inhaltsstoffe sich gegenseitig beeinflussen.

Viele Studien zeigen jedoch, dass Soja den Hormonhaushalt beeinflusst und die Arbeit der Schilddrüse verlangsamt oder auch Entzündungsprozesse im Körper fördern kann.

3. Soja im Ayurveda

Aus ayurvedischer Sicht handelt es sich bei den meisten Sojaprodukten um ein schwer verdauliches Lebensmittel, vor allem wenn es als Fertigprodukt konsumiert wird. Wenn du also einen geschwächten Stoffwechsel und ein sensibles Verdauungsfeuer hast, ist es vielleicht eher ratsam, Sojaprodukte zu vermeiden.

Wenn du die Möglichkeit hast, verwende frischen, cremigen und weichen Tofu, wie man ihn aus vielen asiatischen Ländern kennt. Der schmeckt nicht nur viel besser, sondern ist auch viel verträglicher. Hierzulande ist Tofu leider oft sehr fest, trocken und lange gelagert.

Aus ayurvedischer Perspektive ist es deswegen nur empfehlenswert Soja zu essen, wenn du ein starkes und gut funktionierendes Verdauungsfeuer hast. Meistens sind es Pitta-Typen mit einem starken Agni, die Soja recht gut vertragen.

Auch energetisch gesehen handelt es sich bei den meisten Sojaprodukten um tamasische Lebensmittel, die eher müde und träge machen, anstatt uns mit Leichtigkeit und Frische zu versorgen.

Fazit: Soja ja oder nein?

Tagtäglich den Eiweißbedarf aus Soja-Fertigprodukten zu decken, ist aus ayurvedischer Sicht vermutlich nicht die beste Wahl. Insgesamt wird Soja im Ayurveda eher gemieden, da es als schwer verdaulich gilt und hierzulande oft stark verarbeitet ist. Wenn du aber ein gut funktionierendes Verdauungsfeuer hast, sollte es überhaupt kein Problem sein, wenn du ab und zu Soja in Maßen konsumierst. Sei es als Sojamilch, Tofu oder Sojasauce. Es sollte aber auf jeden Fall nicht deine Haupteiweißquelle sein.

Mir persönlich schmecken die meisten Sojaprodukte wie Sojamilch, Joghurt oder diverse Ersatzprodukte gar nicht. Doch frischen, cremigen Tofu, wie ich ihn in Thailand kennengelernt habe, liebe ich. Ab und zu esse ich also hierzulande mal ein Stück hochwertigen Tofu oder Tempeh oder verwende etwas Sojasauce. Am besten in Pitta-Zeiten, in denen ich ein starkes Agni habe.

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Ayurvedische Alternativen zu Soja

Wenn du Vegetarier oder Veganer bist, solltest du natürlich auf eine ausreichende Eiweißversorgung achten. Doch es gibt so viele wunderbare Lebensmittel, das du dich nicht auf Soja festlegen musst. Am liebsten verwende ich:

Sojaprodukte Meine Lieblings-Produkte
Sojamilch Im Winter Mandelmilch und im Sommer Reis- oder Kokosmilch
Sojasahne zum Kochen Dinkelsahne oder Kokosmilch
Sojajoghurt Kokosjoghurt
Tofu Jackfrucht
Sojafrischkäse Frischkäse auf Kokosöl-, Cashew- oder Reisbasis
Sojasauce Worcestersauce ohne Sardellen, Reismiso
 Sojamehl Kokosmehl, Kichererbsenmehl, Reismehl

Am besten ist es immer Lebensmittel zu verwenden, die möglichst frisch und unbehandelt sind. Dies gilt natürlich auch für Produkte wie Kokosmilch oder Cashewkäse.

Für eine bessere Verdaulichkeit von Hülsenfrüchten

Oftmals sind Proteinpakete wie Linsen, Bohnen oder Soja gar nicht so leicht zu verdauen. Der Ayurveda gibt uns auch hierfür eine Reihe von Tipps an die Hand, wie wir Hülsenfrüchte besser verdauen und aufschlüsseln können:

  • Lange Einweichzeiten: Achte darauf, alle Hülsenfrüchte bei einer sensiblen Verdauung über Nacht einzuweichen und sie danach gut abzuspülen.
  • Lange Kochzeiten: Umso länger du die Hülsenfrüchte kochst, umso einfacher machst du es der Verdauung. Immer mit Gewürzen wie Ingwer, Senfsaat, Hing/Asafoetida, Chilies kochen.
  • Gewürze: Abschmecken mit Gewürzen wie Kurkuma, Koriander, Kreuzkümmel, langer Pfeffer und Steinsalz.
  • Zitrone und Ghee: Immer einen Spritzer Zitronensaft und 1 TL Ghee zu dem Gericht geben.
  • Timing ist alles: Sehr proteinreiche oder schwer verdauliche Nahrung sollte am besten mittags gegessen werden, wenn das Verdauungsfeuer am stärksten arbeitet.

Leicht verdauliche ayurvedische Proteinpakete

Jeder Vegetarier oder Veganer sollte darauf achten, ausreichend Proteine zu sich zu nehmen. Sie stellen eine wichtige Säule einer gesunden Ernährung dar. Auch sorgen ausreichend Proteine dafür, dass du dich zufrieden, gesättigt und geerdet fühlst und verleihen dir nachhaltig Stabilität.

Diese Lebensmittel führen in angemessener Menge eher selten zu Verdauungsproblemen:

Hülsenfrüchte: Die leicht verdaulichsten Hülsenfrüchte sind gelbe und grüne Mungbohnen, rote Linsen, gelbe Linsen und Urad Dal.

Nüsse und Samen: Eingeweichte Mandeln, Mandelmus, Tahini, Sonnenblumenkerne, Chiasamen, Hanfsaat, Kürbiskerne

Getreide/Pseudogetreide: Quinoa, Amaranth, Hafer, Hirse, Dinkel, Buchweizen

Sprossen, Kräuter und grünes Blattgemüse: Brennessel, Kresse, Alfalfa-Spossen, Mungsprossen, grünes gekochtes Gemüse. Für die bessere Verdaulichkeit immer andünsten und mit Ghee, Salz und Gewürzen essen.

Tipp: Buchweizen, Chiasamen, Quinoa und Hanf enthalten alle essentiellen Aminosäuren, was sehr selten für pflanzliche Proteinquellen ist. Essentielle Aminosäuren kann der Körper selbst nicht herstellen, er benötigt sie jedoch um körpereigene Hormone, Proteine oder Neurotransmitter herzustellen. Bei den meisten pflanzlichen Lebensmitteln könnten wir dies nur durch eine Kombination der Lebensmittel untereinander erreichen.

Der Ayurveda empfiehlt jedoch, pro Mahlzeit nur eine konzentrierte Proteinquelle zu sich zu nehmen. Protein-Protein-Kombinationen sollten eher vermieden werden, um unsere Verdauung nicht zu belasten.

Ich persönlich achte sehr darauf, jeden Tag Proteine in meine Mahlzeiten einzubauen, da ich weiß, wie gut sie mir tun. Sie schenken mir Energie, Stabilität, Zufriedenheit und Sättigung. Was sind deine liebsten Proteinquellen?

Alles Liebe,
Verena

 

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